Was ist ein Lederbaumsattel?

Lederbaumsättel? - Was ist das?


Der Baum eines Lederbaumsattels besteht aus mehreren Lagen festem Leder, was verleimt und vernäht ist. Dadurch ist der Baum nicht starr sondern flexibel und passt sich  gut an den Pferderücken an. Vor allem im Schwung und der Breite. Ein Lederbaumsattel ist kein Baumlos-Sattel, denn er hat einen Baum. Dieser ist allerdings nicht aus starrem Plastik oder Holz, sondern aus flexiblem aber festem und relativ formstabilem Leder.
Außerdem haben die meisten Lederbaumsättel kein Kopfeisen. Die Kammer ist allerdings ebenfalls aus mehrlagigem verleimten Leder gefertigt und dadurch auch flexibel und dennoch formstabil.
Bei der Firma Hidalgo-Sattel gibt es Sättel in verschiedenen Stärken und mit verschieden starker Stabilität des Lederbaums/der Kammer.

  • Serie I - am flexibelsten, nur für sehr runde Pferde mit kaum Widerrist geeignet
  • Serie II - der Lederbaum und die Kammer sind schon wesentlich formstabiler und weiten sich nicht so sehr wie die Sättel der Ier Serie, außerdem bessere Lederqualität und bessere Verarbeitung
  • Serie II Spezial - auch für Pferde mit relativ ausgeprägtem Widerrist geeignet, da er sich kaum weitet und dadurch runter kommt -> auf dem Widerrist aufliegt, noch bessere Lederqualität und Verarbeitung

Durch die Klettkissen kann man die Breite des Wirbelkanals verändern und durch das weiter oder enger kletten den Sattel höher oder tiefer holen. Durch Veränderungen durch Klettkeile kann der Schwerpunkt verändert werden.
Diese Klettkissen sollten, wenn man das Gefühl hat, sie sind "ausgeleiert" (es gibt noch keine Langzeiterfahrungen) ausgetauscht werden. Das ist aber hier zu vernachlässigen, da diese Situation frühestens nach 2-3 Jahren eintritt.
Der Lederbaumsattel passt sich durch mehrmaliges Reiten (mindestens 20-30x) an den Pferderücken an. Dies passiert durch den Druck von oben (Reiter) und durch die Wärme und Feuchtigkeit, die beim Reiten entsteht.

Die Kammer ist durch zweilagiges aufeinander genähtes und geleimtes Leder recht formstabil aber trotzdem flexibel. Durch das Gewicht des Reiters und den Gegendruck des Pferderückens wird der Sattel in der ersten Zeit in der Kammer immer weiter aufgehen und sich setzen. 
Dieser Prozess endet nach einer gewissen Zeit. Nämlich dann, wenn der Druck von oben (durch den Reiter) keinen Gegendruck mehr erhält, weil sich der Sattel an den Pferderücken angepasst hat. Vorsicht bei einer Vorgurtstrippe: durch zu festes Gurten wird die Kammer immer weiter nach unten gezogen und weitet sich über die Maßen.

Der Sattel sollte während/nach JEDEM Reiten kontrolliert werden. Das Überprüfen sollte so aussehen:

  • sorgfältig satteln
  • beim Reiten Hand zwischen Vorderzwiesel und Widerrist stecken
  • nach dem Reiten Schweißbild überprüfen

Wenn du einen Lederbaumsattel gebraucht kaufst, dann hat er sich schon etwas gesetzt und an den Rücken des Pferdes angepasst, auf dem er bisher lag. Er wird sich aber nach mehrmaligem Reiten dann an den Rücken deines Pferdes anpassen, weil der Sattel ständig flexibel bleibt. Er passt sich quasi bei jedem Reiten wieder "neu" an, in der Hinsicht, dass man oft den Eindruck hat, der Sattel würde auf dem Pferd "thronen". Wenn dann aber der Reiter drauf sitzt, also Gewicht in den Sattel kommt, schmiegt sich der Sattel an den Rücken an.

Doch beachte bitte: durch dieses Anpassen an den Schwung des Pferderückens tieft sich der Sattel teilweise immens ein. Das bedeutet, dass die Sitzgrößen bei Lederbaumsätteln extrem klein ausfallen. Benutzt du taillierte Kissen wird dieses Phänomen noch gesteigert. 
Rechne damit, dass du beim Lederbaumsattel eine Größe größer brauchst, als beim Baumsattel. 

Brückenbildung oder Druckspitzen gibt es bei Lederbaumsätteln übrigens nicht. Das meiste Gewicht ist dort, wo man sitzt, wird durch die Klettkissen leicht verteilt. Daher ist es bei Lederbaumsätteln nicht so extrem schlimm wie bei Baumsätteln, wenn sie über die letzte Rippe hinaus ragen.
Ich bin von den Lederbaumsätteln begeistert, weil man selber viel modifizieren, verändern und verbessern kann. Bei gewöhnlichen Sätteln muss man ständig den Sattler holen. Trotzdem heißt das nicht, dass jeder Lederbaumsattel auf jedes Pferd passt.
Für Pferde mit mehr Widerrist empfehlen sich Lederbaumsättel mit stabilerem Lederbaum (bitte beim Hersteller erfragen. Bei Hidalgo z.B. "Serie II Spezial") und/oder mit Kopfeisen.

Durch die Flexibilität sollte man immer mit Aufstieghilfe aufsteigen, weil der Sattel durch einseitige Belastung schneller schief wird, als ein Baumsattel.
Vor der Anschaffung sollte einem bewusst sein, dass man näher am Pferd sitzt und die Bewegungen vom Pferd stärker übertragen werden, als mit einer "Baum-Sitzprothese". Dies ist nicht so stark ausgeprägt wie bei komplett baumlosen Sätteln / Reitpads, aber man muss sich besser ausbalancieren können und Reitfehler kommen nach der Umstellung von Baumsattel zu Lederbaumsattel oft zum Vorschein.
Aber daran kann man ja arbeiten und man wird besser :)

1 Kommentar:

  1. Hallo ich habe seit kurzem einen Chezz Lederbaum Proflex Sattel und wollte mal fragen ob jemand weiß bis zu welcher Kammerweite der Sattel reicht, ich habe leider das Gefühl das er zu eng für unseren Lewitzerwallach ist.
    MfG Sarah

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